18. März 2017

Franz-Josef-Strauß-Brücke wird Helene – Grünberg – Brücke

Von Frauen*Kollektiv

Für die Erinnerung an eine feministische Sozialistin statt an einen korrupten Vertreter der Machteliten
Anlässlich des internationalen Frauenkampftags am 8.März 2017 forderten wir die Umbenennung der – seit 1989 so genannten – „Franz-Josef-Strauß-Brücke“ in Helene-Grünberg-Brücke.

Warum Helene Grünberg? – Rede zur Umbenennung der FJS Brücke

Am 8. März 2017 wurde in Nürnberg die Franz-Josef-Strauß-Brücke von einer bunten Gruppe Frauen in Helene-Grünberg-Brücke umbenannt. Das Straßenschild wurde entsprechend „ausgetauscht“, das Brückengeländer geschmückt mit einem großen Banner, feierlich eine Rede gehalten, mit Rosensekt die Brücke getauft und dazu Lieder gesungen „Brot und Rosen“.

Als wir diese Aktion geplant hatten, war nicht damit zu rechnen, dass wir soviel Interesse an der Umbenennung der Franz-Josef-Strauß-Brücke auslösen würden. Praktische Unterstützung erhielten wir von Gewerkschaftsfrauen, denen eine Würdigung von Helene Grünberg schon lange wichtig war und deren Antrag, für sie eine Gedenktafel am Gewerkschaftshaus anzubringen, erfolglos geblieben ist.

Nachdem ein Presseartikel zur Aktion von der NN Nordbayern 08.03.2017 erschienen war und wir am folgenden Samstag auf der Demonstration des 8. März Bündnisses erneut mit unserem Banner und einem Redebeitrag an der Brücke – als einer der Kundgebungsorte auf der Demo-Route – auf unsere Aktion hingewiesen haben, waren wir überrascht über die vielen positiven Reaktionen. Viele Menschen erklärten spontan, dass sie sich schon immer darüber ärgern würden, dass diese Brücke nach Franz Josef Strauß benannt sei, der doch nichts für Nürnberg getan hätte. Helene Grünberg dagegen war den meisten unbekannt… In kürzester Zeit füllten sich die Unterschriftenlisten, die wir zur Bekräftigung unserer Forderung, die Brücke umzubenennen, dabei hatten. Auch eine entsprechende Petition erhielt viel Zuspruch. Angesichts der starken Unterstützung aus der Nürnberger Bevölkerung waren wir zuversichtlich, dass der Stadtrat unsere Idee gut finden würde…..

Antrag an den Nürnberger Stadtrat zur Umbenennung der FJS Brücke

Mit zwei Anschreiben vom 8.5.2017 und 25.05.2017 an verschiedene Stadträt*innen und alle Stadtratsfraktionen, forderten wir sie dazu auf, die Brücke umzubenennen. Die Stadträtin der Linken Liste, Marion Padua, stellte am 02.06.2017 einen entsprechenden Antrag an den Nürnberger Stadtrat. Der Stadtrat verwies das Anliegen in den Verkehrsausschuss. Er solle die Lage prüfen. Dies dauerte lange. Der Sommer verging, der Herbst, der Winter. Am 12.4.2018 war es endlich soweit: Der Verkehrsausschuss befasste sich mit dem Antrag auf Umbenennung. Im Vorfeld informierten wir die Presse von diesem wichtigen Termin und machten auch eine kleine öffentlichkeitswirksame Aktion vor dem Rathaus. Im Verkehrsausschuss übergaben wir eine dicke Mappe mit den gesammelten Unterschriften für die Brückenumbenennung. Leider war der Verkehrsausschuss aber nicht der Meinung eines großen Teils der Nürnberger Bevölkerung. Dass die CSU ihren großen Vorsitzenden nicht im Stich lassen wollte, war zu erwarten gewesen. Dass aber auch die SPD-Stadträt*innen sich nicht von Franz Josef Strauss distanzieren und mit ihrem verstorbenen Mitglied Helene Grünberg solidarisieren wollten, das hat sogar den anwesenden Reporter Jo Seuss der Nürnberger Nachrichten etwas zum Nachdenken gebracht.

Ein Grund mehr für uns nicht aufzugeben: Als der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Ulrich Maly, zum 1. Mai 2018 auf dem Gewerkschaftsfest eine Rede hielt, konfrontierten die verdi-Frauen*gruppe und wir ihn erneut mit unserem Anliegen.

Solidarität der Gewerkschaftsfrauen, 1. Mai 2017
1. Mai 2018 Solidarität der Gewerkschaftsfrauen

Am 20.Mai 2018 schrieb die Linke Liste diesmal einen offenen Brief an den Oberbürgermeister und forderte eine Behandlung des Themas im Stadtrat – leider wieder erfolglos. Dem Anliegen, mehr Plätze und Straßen in Nürnberg nach Frauen* zu benennen, konnten sich die Bürgervertreter*innen aber aufgrund der immer breiter werdenden öffentlichen Debatte nicht mehr völlig verschließen. Inzwischen hatte die öffentliche Diskussion eine Palette an Stadtratsanträgen ausgelöst und auch im Fürther Stadtrat wurde das Thema behandelt.

Am 15.11.2018 beschäftigte sich abermals der Verkehrsausschuss mit der Bennennung von Straßen und Plätzen und musste in einem Sachstandsbericht bestätigen, dass nur 7 % der Straßen, die einen Namen tragen, nach Frauen benannt sind und räumte einen Handlungsbedarf ein. Mit E-Mail am 18.12.18 an OBM Ulrich Maly wiesen wir noch einmal auf das gravierende Geschlechterungleichgewicht bei den Straßennamen hin und auf die die historische Bedeutung für ein humanitäres, gleichberechtigtes offenes historisches Bild der Stadt. Das Antwortschreiben des Oberbürgermeisters, das uns erst Mitte Februar 2019 erreichte, enthielt kein Entgegenkommen für die Gewerkschafterin Helene Grünberg und verwies auf die federführende Dienststelle in allen Straßenbenennungsangelegenheiten, das Amt für Geoinformation und Bodenordnung. Ein persönlicher Termin mit dieser Dienststelle ließ unsere alternative Lösung durchaus realistisch erscheinen.

Wir hatten nämlich zwischenzeitlich andere Pläne – es stand im Raum, dass statt der umkämpften Brücke der bislang so genannte Südstadtpark hinter dem Bahnhof nach Helene Grünberg benannt werden könnte. Am 28.12.2018 stellte die Stadträtin der Linken Liste, Marion Padua, den offiziellen Antrag auf Parkumbenennung. Die weiteren Ereignisse sind an anderer Stelle auf dieser Webpage zu lesen, wo es um den „Helene-Grünberg-Park“ geht…..