Für einen starken „Weißen Frauen*Block“ auf der revolutionären 1. Mai Demo 2015
Unser Motto zur Demonstration am 8. März 2015, dem internationalen Frauenkampftag, trugen wir auch zum 1. Mai mit auf die Straße!
Dazu unser Redebeitrag:
In unserem Redebeitrag benennen wir die unsichtbare Frauen*arbeit und unsere Vorstellungen für eine solidarische Gesellschaft:
Unsichtbare Frauen*Arbeit sichtbar machen!
Wir, die Feministischen Perspektiven, organisieren anlässlich des internationalen Arbeiter*innenkampftags am 1. Mai 2015 einen „weißen Frauen*block“.
Die Farbe Weiß soll symbolisch die unsichtbare Frauen*arbeit sichtbar machen.
Unsichtbare Frauen*arbeit, damit meinen wir Familienarbeit, Putzen, Kochen, Waschen, Trösten, Hüten, Pflegen, Beziehungsarbeit.
Unsichtbare Frauen*arbeit ist unbezahlt und hat wenig gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung. Sie gilt als unqualifiziert; sie ist angeblich gar keine Arbeit.
Aber gerade weil Frauen* diese Arbeiten leisten, müssen sie auf gute Jobs oder überhaupt einen Job, auf Rentenansprüche, auf eigene Interessen und Selbstverwirklichung verzichten. Sie sind von sozialer Sicherung ausgeschlossen und bezahlen ihre Fürsorge mit Abhängigkeit und Existenzängsten.
Frauen* übernehmen einen Großteil der unbezahlten privaten Sorgearbeit, aber auch dort, wo Sorgearbeit als Erwerbsarbeit geleistet wird, ist diese chronisch schlecht bezahlt. Frauen* arbeiten als Erzieher*innen, Krankenschwestern, Arzthelfer*innen, Altenpflegerinnen, Sozialarbeiter*innen, Bedienungen, Putzfrauen+ und verdienen in Deutschland im Schnitt 23% weniger als Männer.
Unsichtbare Frauen*arbeit ist global. Die weltweite Logik dahinter nennt sich Patriarchat. Frauen* verrichten weltweit etwa zwei Drittel aller Arbeiten, beziehen jedoch nur zehn Prozent der Einkommen und besitzen nur ein Prozent des globalen Vermögens. In Entwicklungsländern produzieren Frauen* 80 % der Grundnahrungsmittel, besitzen aber nur zehn Prozent der Anbauflächen und weniger als zwei Prozent aller Landtitel. Siebzig Prozent der unbezahlten Arbeit weltweit liegt in Frauen*händen.
Die verschärfte Logik der Profitmaximierung und die Zerstörung des Sozialstaats in Europa heisst noch mehr unbezahlte Arbeit für Frauen*. Im Privaten muss ausgeglichen werden, was öffentlich gekürzt wird. Wenn es gleich nach der Operation wieder nach Hause geht, muss es dort jemanden geben, die den Kranken versorgt. Die Förderung von unbezahlten, so genannten Ehrenämtern soll professionelle sozialversicherungspflichtige Sorgearbeit ersetzen.
Ein Teil der unbezahlten oder schlecht bezahlten Frauen*arbeit, also Kinderbetreuung, Putzen und Pflege, wird an Migrant*nnen gegeben, die noch weniger Chancen haben ihre Interessen durchzusetzen. Sie hinterlassen in ihren Herkunftsländern nicht selten Angehörige und Kinder, für die dann entweder die Omas oder gar niemand die unbezahlte Sorgearbeit leistet.
Wir rufen dazu auf, dem Kapitalismus und der herrschenden Krisenpolitik einen Widerstand entgegenzusetzen, der von diesen unsichtbaren Seiten der Ökonomie ausgeht. Wenn Frauen* aufhören, die unsichtbaren Reproduktionsarbeiten zu leisten, dann wird sichtbar, dass die Gesellschaft genau auf diesen beruht.
- Wir wollen eine Gesellschaft, die nicht nach patriarchalen Rollenmustern und kapitalistischer Profitlogik organisiert ist.
- Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen, in der wir mehr sind als Humankapital.
- Wir wollen eine solidarische Gesellschaft, in der kollektive Lebensformen möglich sind, frei von ökonomischen Zwängen.
- Wir wollen ein gutes Leben für alle!